Vielleicht hat sich manche:r gefragt, wie die Orgelmusik klingt, die in dem Video, das die Gemeinde Leverkusen-Mitte kurz vorstellt (“Du bist Pfarrer:in?”), zu sehen, aber nicht zu hören ist? Oder vielleicht hat sich das niemand gefragt? Wie auch immer, hier ist sie zu sehen und zu hören: Eine Toccata in d, aber nicht diese ganz berühmte, die sehr wahrscheinlich von J.S. Bach ist, sondern eine, die kaum jemand kennt. Ich habe sie ausgewählt, weil sie viel Finger- und Fußarbeit verlangt und zeigt. Im lateinischen Wort Toccata steckt, übersetzt, das Wort schlagen. Die Orgel schlagen, hieß es früher, als die Orgeltasten noch faustbreit waren, und auch noch später, als die Mechanik der Spieltrakturen um einiges schwergängiger war als heute. In dieser Toccata kann man sehen, dass Tasten bei manchen Stücken auch heutzutage geschlagen werden. Der Heidelberger Komponist Kurt Boßler (1911 – 1976) hat diese Musik geschrieben, und ich habe sie in meiner ersten Studienzeit in Heidelberg kennengelernt. Die Witwe des Komponisten schenkte mir die Noten, und ich spielte das Stück zum ersten Mal in der Kirche ihres damaligen Wohnortes, wo ich nebenamtlicher Organist war. Seither spiele ich es immer wieder gerne, denn die feinherben, etwas sperrigen Klänge und Akkorde und die ausgeprägten rhythmischen Akzente haben es mir sehr angetan. Ein 2-minütiges Feuerwerk, auch sehr passend zum noch fast neuen Jahr. Ich wünsche Ihnen und Euch viel Freude beim Hören (wie immer am besten mit Kopfhörern) und Sehen! Und ich wünsche uns und hoffe auf viele gute musikalische Begegnungen in diesem Jahr!
Euer/Ihr Kantor Bertold Seitzer